Die Land- und Seebefestigungen von Helsinki während des I. Weltkrieges

Feuerleitturm auf Katajaschäre (1984)         Maschinengewehrstellung
Feuerleitturm der Seebefestigung auf der Katajaluoto und eine Maschinengewehrstellung in Maunula. (1984 bzw. 1998).

Während des I. Weltkrieges (1914-18) wurde Helsinki, die Hauptstadt des Großfürstentums Finnland, mit einem Ring von Befestigungsanlagen umgeben. Damit wollten die Russen eine Eroberung dieser wichtigen Garnisons- und Hafenstadt durch die Deutschen verhindern und dadurch die kaiserliche Hauptstadt St. Petersburg schützen. Von der Ostsee her wurde Helsinki durch den Bau neuer Küstenschutzbatterien auf den vorgelagerten Inseln geschützt. Von der Landseite wurde die Stadt mit insgesamt drei Festungszonen umgeben.

Dieses System von Festungen wurde auf Russisch Krepost Sveaborg genannt (Festung Sveaborg). Es umfasste ganz Helsinki und Teile der heutigen Nachbarstädte Espoo und Vantaa. Auf der Inselfestung Viapori befand sich nur die Befehlszentrale. Der historische Name Sveaborg (Schwedenburg) stammt aus der Zeit vor 1809, als Schweden die dem Hafen vorgelagerten Inseln befestigte. Daraus wurde im Volksmund "Viapori", bevor nach der Unabhängigkeit die Festung in Suomenlinna (Finnlandburg) umbenannt wurde.

Russische Soldaten
Russische Soldaten marschieren in Helsinki (Bild: Ivan Timirjasev, Stadtmuseum
Helsinki, 1914)

Bei den Bauarbeiten wurden tausende russische Soldaten, finnische Arbeiter/innen und sogar aus dem Fernen Osten zwangsverpflichtete Chinesen nebst Kirgisen und Tartaren beschäftigt. Auch Kriegsgefangene arbeiteten hier u.a. als Waldarbeiter. Während der Kriegsjahre sah die Region einen wirtschaftlichen Aufschwung, indem zehntausende von Arbeitern aus allen Teilen des Landes sich zu den Festungsbauten drängten. Der Zusammenbruch des russischen Reiches 1917 verursachte Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen und war eine der Hauptursachen für die gescheiterte finnische sozialistische Revolution vom Winter 1918. 

Als deutsche Truppen im April 1918 zur Unterstützung der "Weißen" Helsinki von Land und See zugleich angriffen, hatten sich die russischen Truppen schon fast vollständig zurückgezogen. Die revolutionären Arbeiter konnten die deutsche Ostsee-Division unter General von der Goltz nur einige Stunden aufhalten. Es fielen bei den Kämpfen 24 Deutsche und 17 Weißfinnen, auf Seite der Verteidiger 300 Rotgardisten. 6200, von denen nur ein Teil gekämpft hatte, wurden gefangen genommen.

Deutsche Soldaten
Deutsche Soldaten erobern einen befestigten Hügel in Ilmala 12.4.1918.

Die Geschützbatterien der Inselfestungen wurden von der finnischen Armee übernommen und sind teilweise, aufs Modernste bewaffnet, noch heute unter Militärverwaltung. Dagegen waren die Landbefestigungen dem Verfall und der Rückeroberung durch die Natur anheim gegeben. Doch die Bunker und Gräben sind immer noch leicht zu finden und heutzutage mit städtischen Bussen oder PKW leicht zu erreichen. Willkommen zu historischen Pikniks in den Festungsanlagen des letzten russischen Zaren!
 
 

Startseite - Nächste Seite


© 2000